Wir sind auf dem Weg der Besserung
Ein paar Grundstücke weiter steht Gerd Neuhaus mit einer Harke in der Hand. Eigentlich könnte er jemand sein, der das sonnige Wetter für die Gartenarbeit ausnutzt. Doch von Garten kann nicht mehr die Rede sein. „War mal schön hier. Aber wir sind auf dem Weg der Besserung“, sagt Neuhaus. 20 Zentimeter hoch stand das Wasser in seinem Haus, dann kam eine zehn Zentimeter hohe Schlammschicht. Doch zumindest von außen sieht das Gebäude bewohnbar aus.
Geht man durch die Haustür, merkt man schnell: Es wird noch lange dauern, bis hier wieder Menschen leben. Es riecht feucht, brummend arbeiten die Baustellentrockner. Das Haus wirkt wie ein Rohbau, auf dem Boden liegen die Leitungen blank. Gerd Neuhaus und seine Frau leben derzeit in einer Wohnung, die Freunde vermittelt haben.
Aus dem Obergeschoss gerettet
Die Familie hat das Problem, das alle entlang der Haardtstraße derzeit haben: Die Wände müssen trocknen, vorher ist an eine Sanierung nicht zu denken. So geht es auch Familie Schiller. „Wir waren hier das Auffanglager“, erzählt Heike Schiller. Von drei Seiten kamen die Wasser- und Schuttmassen, 1,50 Meter hoch stand es im Haus. Was nicht fest war, spülte das Wasser weg. Auch dieses Haus, das die Familie selbst ausgebaut hat, wirkt wie ein Rohbau. „Als die Fenster barsten, sagte mein Mann: ‘Jetzt ist Feierabend’.“ Die Feuerwehr kam schließlich mit zwei großen Fahrzeugen, um Heike Schiller und ihren Ehemann aus dem Badezimmerfenster im Obergeschoss zu retten.
Jetzt leben beide in ihrem Wohnwagen, der auf dem Grundstück steht. Sie wollen ihren Besitz im Auge behalten, denn: „Auch Plünderer sind gekommen“. Seitdem achten die Nachbarn auf Fahrzeuge, die ihnen verdächtig vorkommen. Und die Angst vor dem Regen, die sei immer noch da. Dazu kommt die Sorge, wie das Wetter im Herbst wohl wird.
Ein Lichtblick
Esther van Bebber hört sich ergriffen an, was die Menschen in Hohenlimburg ertragen mussten. Die Soforthilfen der Caritas, die vor Ort unbürokratisch ausgezahlt wurden, waren ein kleiner Lichtblick für die Betroffenen. Doch die richtig hohen Kosten, die folgen noch. Die Diözesan-Caritasdirektorin verspricht, alles dafür zu tun, „dass das Geld für die jetzt wichtige Wiederaufbauhilfe schnell bei denen ankommt, die es dringend brauchen“. Zudem nutzte sie die Gelegenheit, den ehrenamtlich Engagierten „Danke“ zu sagen, insbesondere auch für das so wichtige offene Ohr vor Ort in der Haardtstraße.