“Als Naturfreund kommt mir die Lage zugute”
Schliprüthen, ein schmucker und idyllischer Ort auf 430 Metern Höhe, besticht durch viele Fachwerkhäuser. Rund 150 Einwohner leben im Dorf im Naturpark Homert. Die spätromanische Hallenkirche St. Georg ist denkmalgeschützt und einen Besuch wert. „Als Naturfreund kommt mir die Lage zugute“, betont Pater Joachim, der auch eine ganz andere Beziehung zum Ort hat. „Schliprüthen war mir nicht ganz unbekannt, denn es liegt nur 45 Minuten zu Fuß von unserem ehemaligen Kloster Brunnen entfernt.“ Denn er gehörte zu den Kapuzinern, die zum 300-jährigen Jubiläum von Kloster Brunnen eingeladen waren. In den umliegenden Orten, zu denen Mitbrüder vor Auflösung des Klosters 1834 Beziehungen hatten, waren sie einige Tage mit Veranstaltungen präsent.
Zwei Argumente für einen Umzug nach Schliprüthen, doch genug für die Entscheidung, in Abgeschiedenheit leben zu wollen? Pater Joachim erinnert sich „Als ich meinen Freunden und Verwandten damals meine Absicht offenbarte, in einen Orden einzutreten – ich hatte mich lange bedeckt gehalten – wandten viele ein, ‚du bist doch eigentlich gern unter Leuten, gehst gern zu Festen‘. Den gleichen Einwand brachten Mitbrüder Jahrzehnte später vor, als ich ihnen sagte, dass ich gern viel Zeit für Kontemplation haben möchte. Nein, als menschenscheu würde ich mich nicht sehen. Aber es geht mir auch nicht so wie einem Mitbruder, der etwas scherzhaft von sich selbst meinte, er bräuchte eine Bühne.“
Für Pater Joachim waren die Gründe noch tiefliegender, denn es ging ihm auch um Entschleunigung in einer Gesellschaft, die für ihn – aber nicht nur für ihn – den Eindruck hinterlässt, seit Jahrzehnten auf der Flucht zu sein: „Da geht es um Rennen um sein Leben. Jede Rast- oder Ruhepause kann lebensbedrohlich sein. Stillwerden oder Einkehren kaum möglich. Weder bei sich selbst, noch beim andern – noch bei Gott.“
Begeisterung für das Leben des Heiligen Franziskus
Die Frage, warum er überhaupt Ordensmann geworden sei, habe ihm neulich ein Medizinstudent auch gestellt. „Man muss religiös sein – das ist die Grundvoraussetzung. Alles Weitere ergibt sich daraus“, wiederholte Pater Joachim seine Antwort von damals. Schon früh sei ihm der Gedanke gekommen, in einen Orden einzutreten. Ein Verwandter war Dominikaner. Doch die Lebensweise des Hl. Franziskus hätten ihn mehr angezogen: „Seine Einfachheit, seine konsequente, unkonventionelle tiefe Religiosität hat etwas, was auch unserer Zeit Impulse gibt. Ein Großteil seines Lebens verbringt er in Einsiedeleien. Dann gab es Dinge und Situationen in meinem Leben, die sich einfach nur so einfädelten und mir den Weg zu den Kapuzinern wiesen. Das konnten keine Zufälle sein.“