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Erzbistum Paderborn
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Der lange Weg zur Chancengleichheit

Auf eine Kaffeelänge mit Marie-Luise Schulze-Jansen vom Referat Behindertenhilfe

Auf eine Kaffeelänge mit Marie-Luise Schulze-Jansen vom Referat Behindertenhilfe des Caritasverbands

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit…“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn. Einzige Vorgabe: Die Unterhaltung endet, sobald der Kaffeebecher geleert ist. Dieses Mal haben wir uns mit Marie-Luise Schulze-Jansen zu einem ernsteren Thema getroffen. Die Paderbornerin ist im Referat Behindertenhilfe beim Caritasverband tätig und zudem Koordinatorin der Landesarbeitsgemeinschaft der Caritas-Werkstatträte und der Frauenbeauftragten in Nordrhein-Westfalen. Dabei begegnet sie in ihrer täglichen Arbeit oft ernsten Problemstellungen wie sexueller und psychischer Belästigung oder Gewalt.

Vielfältige Formen der Gewalt

„Frauen mit Behinderung sind verstärkt sexueller Belästigung ausgesetzt, weil die Täter davon ausgehen, dass die Frauen aufgrund ihrer geistigen oder körperlichen Einschränkung weniger wehrhaft sind“, sagt Marie-Luise Schulze-Jansen. Statistiken gehen davon aus, dass jede dritte bis vierte Frau mit Behinderung in ihrer Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt erfährt – zwei- bis dreimal häufiger als Frauen ohne Behinderung. Neben direkter Gewalt sind vielfältige Formen von Diskriminierung und struktureller Gewalt an der Tagesordnung. „Als Täter fungieren sowohl Männer mit wie ohne Behinderung“, benennt Marie-Luise Schulze-Jansen die Gruppe der Verursacher.

Neben Gremien- und Öffentlichkeitsarbeit ist Schulze-Jansen für anwaltschaftliche Vertretungen, Fortbildungsangebote, Koordinationsmaßnahmen und unterstützende Tätigkeiten zuständig. Sie ist zudem Ansprechpartnerin für Werkstatträte, Werkstattleitungen, Frauenbeauftragte und Vertrauenspersonen. Allen Instanzen stärkt die Paderbornerin kategorisch den Rücken und ermuntert sie zur Wahrnehmung ihrer Rechte, auch „Empowerment“ genannt, eine tragende Säule im Arbeitsalltag der 54-Jährigen. „Die Selbstermächtigung nimmt einen wichtigen Stellenwert bei den Beschäftigen vor Ort ein“, bemerkt Marie-Luise Schulze-Jansen und nennt als Beispiele „Lohn- und Gehaltsfragen sowie den betrieblichen Urlaub“.

Ermunterung zur Selbstermächtigung

Auch in Sachen Wahlrecht ermuntert Schulze-Jansen die Werkstatträte zum aktiven Widerstand. Zuletzt bei einer Kampagne, die angesichts der Europawahl im Mai 2019 gefahren wurde und ein umfassendes Wahlrecht für Menschen mit Behinderungen forderte. Da rund 80.000 Personen in der Bundesrepublik, darunter Patienten psychiatrischer Kliniken, das Wahlrecht verweigert wird, forderten die Beschäftigten der NRW-Caritas-Werkstätten eine grundlegende Reform des Wahlrechts.

Kaum weniger politisch war die Aktion „Rote Karte für die AfD“ motiviert. Als Ursache fungierte eine Anfrage der „Alternative für Deutschland“ zum Thema „Schwerbehinderte in Deutschland“. Darin verlangte die Partei Auskunft über die Zahl behinderter Menschen und die Gründe ihrer Handicaps. Da die AfD ursächlich Inzucht vermutete, und dies besonders bei Migranten, sahen sich die Caritas-Werkstatträte zum Protest in Form eines Beschwerdebriefs an die Fraktionsspitze genötigt. Rote Karte inklusive.

Werkstatträte

Werkstatträte sind gewählte Vertreter von Menschen mit Behinderung, die in einer der 29 landesweiten Caritas-Werkstätten beschäftigt sind. Die Räte haben Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte, etwa bei monetären Fragestellungen. Vor drei Jahren wurden die Rechte der Werkstatträte durch die Bundesregierung gestärkt. Zugleich wurden Frauenbeauftragte in den Werkstätten installiert. Sie kümmern sich ausschließlich um die Rechte behinderter Frauen und streben unter anderem die Gleichstellung der Geschlechter an. Zudem setzen sie sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein und sind darüber hinaus mit dem Themenfeld Prävention beschäftigt.

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