Die besondere Geschichte Gehrdens
Gehrden hat eine besondere Geschichte. Der Flecken mit nicht einmal 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern war bis zur Säkularisation Sitz eines Benediktinerinnenklosters und besaß früher sogar Stadtrechte. Deshalb durfte Gehrden 1975 nach der Eingemeindung in die Stadt Brakel den Titel einer Titularstadt behalten. Ebenso interessant wie die Geschichte der Ortschaft ist die der Katharinenkapelle.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die romanische Klosterkirche derart baufällig geworden, dass die Kirchenausstattung ausgelagert und zum Teil auch verkauft werden musste, um die Sanierung des Gotteshauses bezahlen zu können. Die von der „Obdachlosigkeit“ bedrohte Gehrdener Kirchengemeinde errichtete daraufhin im Jahr 1668 als Ersatzdorfkirche ihre Katharinenkapelle. Der Renaissancealtar im Inneren der Kapelle ist älter als das Gebäude und stammt wohl aus Beständen der Klosterkirche.
Sakrale Kunst
Im Lauf der Jahrhunderte kamen in der Kapelle und ringsherum neue Kunstwerke dazu. Der Bildstock im Bildvordergrund stammt aus der Zeit Ende des 18. Jahrhunderts, als das Kloster noch nicht aufgelöst war.
Auf der Schauseite zeigt er eine Pietà. Die fromme Inschrift (… Dich meiner zu erbarmen, in Trübsal und Not, in Leben und Todt …) ist gut zu entziffern. Kunst- und religionsgeschichtlich mindestens ebenso interessant wie das Andachtsbild ist die Rückseite des Bildstocks, auf dem die Legende der Katharina von Alexandrien abgebildet ist. Die Heilige zählt zu den vierzehn Nothelfern und zusammen mit der heiligen Margareta, der heiligen Barbara und der heiligen Dorothea zu den vier Virgines capitales. Diese vier jungfräulichen Märtyrerinnen werden in der christlichen Kunst häufig gemeinsam mit der Jungfrau Maria im Mittelpunkt dargestellt. Bekannt ist das Motiv als Virgo inter virgines (Jungfrau unter Jungfrauen), das sinnbildlich für ein Leben in einem Frauenkloster steht. Daher macht sich sowohl bei dem Bildstock als auch bei der Katharinenkapelle klösterlicher Einfluss bemerkbar.