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Erzbistum Paderborn
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Unser Glaube
30. August 2021

“Der Einsatz in Afghanistan war nicht umsonst”

Thomas Stolz war als Militärgeistlicher mehrfach in Afghanistan

Der Paderborner Pfarrer Thomas Stolz war als Militärgeistlicher in Afghanistan

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit …“ treffen wir uns wöchentlich mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn. Einzige Bedingung der Zusammenkunft: Das Meeting endet, sobald der Kaffeebecher geleert ist. Diesmal haben wir uns mit Pfarrer Thomas Stolz getroffen, dem Leiter des Pastoralverbundes Paderborn Nord-Ost-West.

Mit dem Abzug der US-Soldaten enden am Dienstag 20 Jahre NATO-Einsatz in Afghanistan. In den Medien liest man Worte wie „Versagen“, „gescheitert“ und „vergebens“. Der Paderborner Pfarrer Thomas Stolz hat für diese Kommentare kein Verständnis. „Ich glaube, der Einsatz der Bundeswehr hat eine ganze Menge gebracht.“ In diesen krisenhaften Tagen sehe man das vielleicht nicht, sagt er, „aber meiner Einschätzung nach ist dort viel bewegt worden.“

Ein Kämpfer braucht sieben Unterstützer – unter anderem einen Seelsorger

Von 2002 bis 2006 war Stolz als Militärgeistlicher mit dem Kommando Spezialkräfte (KSK) mehrfach in Afghanistan. Auch 15 Jahre danach könne er nicht sagen, dass die vielen Monate, die er dort verbracht habe, vergebens gewesen seien. „Ich habe dort Messen gehalten, getauft, Soldaten seelsorgerisch begleitet, Sterbesakramente gespendet und toten Soldaten die Augen geschlossen.“ Und so wie sein Dienst als Priester für die Soldaten etwas bewirkt habe, hätten auch die Soldaten etwas für die Menschen im Land bewirkt.

Die Bundeswehr und ihre Partner „waren zwanzig Jahre da. Damit hat eine ganze Generation von Afghanen die Erfahrung machen können, dass das Leben nicht nur Knechtschaft ist. Dass es Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie gibt und das nicht irgendwelche wilden Träume sind.“ Afghanistan hat eine vergleichsweise junge Bevölkerung. Er glaube deshalb nicht, dass die jungen Menschen eine lange Zeit der Unterdrückung über sich ergehen lassen werden. Stolz hält eine Revolution für möglich. Der Grundstein dafür sei durch den NATO-Einsatz gelegt. „Das Geschwätz der Politiker, dass man dort völlig versagt hätte, ist Unfug.“

Seine Einsätze mit dem KSK in Afghanistan und anderen Krisengebieten der Welt hätten bei ihm „großen Eindruck“ hinterlassen. Sie hätten ihm vor Augen geführt, was es bedeutet, „in diesem demokratischen, wohlbehüteten, vermögenden Deutschland leben zu dürfen.“ Stolz spricht auch von der besonderen Gemeinschaft, die er unter den Soldaten erfahren habe. Dabei hätte es nie eine Trennung zwischen den Kämpfern und ihm als Priester gegeben. „Ein kämpfender Soldat braucht sieben weitere Soldaten, um in den Krieg zu ziehen“, da sei er als nicht-kämpfender Militärgeistlicher unter den vielen nicht-kämpfenden Soldaten, die die Versorgung und Logistik übernahmen, gar nicht so aufgefallen.

 

Warum Thomas Stolz aus 6.000 Metern Höhe sprang

„Soldaten sind eine schwierige Berufsgruppe, da muss man versuchen sich reinzudenken und reinzufühlen“, sagt Stolz. Er, der bis dato nicht gedient hatte, machte die Einzelkämpferausbildung, lernte schießen und Fallschirmspringen. „Wenn man aus 6.000 Metern Höhe aus einem Flugzeug springt oder nachts allein im Wald in Eis und Schnee liegt, fragt man sich: Warum tust du dir das an?“ Er habe jedoch stets ein Ziel vor Augen gehabt: Nur indem man gewisse Wege mitgehe, könne man erfahren, „warum die so ticken wie sie ticken“, weshalb ein Soldat in einer Situation auf eine bestimmte Weise reagiert, Angst hat oder auch Fehler macht. „Sonst geht das nicht.“ Auf konkrete Weise setzte der gelernte Werkzeugmacher Stolz das in die Tat um, was Papst Franziskus einmal so formulierte: Der Hirte soll den Geruch seiner Herde annehmen.

Als Stolz dann vor 15 Jahren Hirte einer anderen Herde wurde, brachte das erst einmal einige Herausforderungen für ihn mit sich. Seine Gemeinde bestand nicht mehr nur aus Männern, sondern auch aus Frauen, Kindern, Jugendlichen und Alten. In Afghanistan waren Verwundung und Schmerz, Sterben und Tod die Probleme gewesen, mit denen Stolz umgehen musste. In Paderborn sind es hingegen Animositäten unter Gemeindemitgliedern und die Frage, wie der Blumenschmuck in der Kirche auszusehen habe. „Ich musste erst erkennen, dass diese Dinge für die Menschen hier genauso existenzielle Sorgen und Nöte sind. Es brauchte seine Zeit, bis ich mich darauf eingestellt hatte.“

Die Umstellung ist längst geglückt, heute leitet Pfarrer Stolz den Pastoralverbund Paderborn Nord-Ost-West. Er könne das Priester-Sein gut mit dem Organisator-Sein verbinden, sagt er. „Ich traue, ich taufe, ich bringe die Krankenkommunion. Ich sitze am Schreibtisch und schreibe Artikel und bereite die nächste Kirchenvorstandssitzung vor. Dann hab ich wieder ein Taufgespräch und anschließend noch eine Sitzung.“ Er versuche für die Menschen da zu sein, wenn sie ihn brauchten, sagt Stolz. „Mehr kann ich nicht. Aber ich mach’s gerne.“

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