Michaela Fikus lebt und arbeitet täglich mit Frauen zusammen, die von einer Sucht loskommen wollen. Als Leiterin der Fazenda de Esperanca in Sundern-Hellefeld hilft sie ihnen, zu lernen, wie ein geregelter Tagesablauf funktioniert, wie sich ein Leben in Gemeinschaft anfühlt. „Hoffnung“, sagt sie, „ist nicht nur bei denjenigen angesagt, die in der Sucht stecken. Schau mal raus, wo überall die Hoffnung fehlt.“
Wir besuchen die Fazenda de Esperenca, übersetzt „Hof der Hoffnung“, im Sauerland. Es ist eine christliche Wohngemeinschaft, deren Vorbild 1979 vom Paderborner Priester Frei Hans Stapel in Brasilien gegründet wurde. Sieben Fazendas gibt es in Deutschland, fünf nur für Männer und zwei nur für Frauen.
Es ist acht Uhr morgens, Zeit für das Gebet. Auf dem Teppichboden des Gebetsraums sitzen sechs Frauen, die die Beine und Füße in Wolldecken eingeschlagen haben. Die Heizung läuft nur auf Sparflamme, auf dem Dachfenster taut die Sonne langsam eine dünne Eisschicht auf. Hier sitzen neben Michaela Fikus zwei Freiwillige aus Brasilien und Kolumbien, die sich nach Mehr im Leben sehnen. Eine ehemalige Drogenabhängige aus Südafrika und zwei Frauen aus Deutschland, die nach Alkohol- und Drogensucht einen Neustart im Leben anstreben.
Heute, so wie jeden Morgen, beginnt der Tag auf der Fazenda in Hellefeld, indem die Bewohnerinnen den Rosenkranz beten. Dann lesen sie gemeinsam das Tagesevangelium und tauschen sich darüber aus. Heute: Lukas, Kapitel 13 Vers 31-35. Die Quintessenz lautet: Jesus hat sich nicht von der Angst vor dem Tod und König Herodes abbringen lassen, auf Gottes Willen zu schauen und seinen Weg zu gehen. Dann stellt Michaela Fikus Fragen in den Raum: Was habe ich für einen Auftrag? Was kann ich in anderen bewirken? Wie kann ich zum Glauben stehen?