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“Chorsingen geht nicht am Computer, es braucht Gemeinschaft und echte Präsenz”

Interview mit Domkapellmeister Thomas Berning über die Zwangspause und eine neue Herausforderung.

Interview mit Domkapellmeister Thomas Berning über die Zwangspause der Paderborner Dommusik

Der Corona-Virus nimmt auch Einfluss auf die Paderborner Dommusik. Proben und Auftritte der Nachwuchssänger, des Domchores und der Mädchenkantorei sind vorerst alle ausgesetzt. Dabei hatte die Dommusik nicht nur für die Ostertage wieder ein anspruchsvolles Programm im Hohen Dom geplant. Zu den großen Konzerten gehören in diesem Jahr eigentlich noch die “Schöpfung” von Haydn, ein Domkonzert zum Beethoven-Jahr im November und das große Adventskonzert. Domkapellmeister Thomas Berning spricht mit Redakteur Ronald Pfaff über die beschränkten Möglichkeiten, Kontakt zu den Sängerinnen und Sängern und neuen Möglichkeiten.

Redaktion:

Sehr geehrter Herr Berning, auch die Paderborner Dommusik ist durch die Maßnahmen gegen eine Verbreitung des Coronavirus eingeschränkt. Proben und gottesdienstlicher Gesang sind bis nach Ostern ausgesetzt. Das heißt konkret?

Thomas Berning:

Nachdem ich zunächst noch dachte, wenigstens die Ostertage mit einem kleinen Chor oder meiner Schola gestalten zu können, führen die immer strengeren Versammlungsverbote dazu, dass wir auch an den Feiertagen bei den Online-Übertragungen musikalisch nur ein Notprogramm gestalten können. Das ist neben Orgelmusik ausschließlich Kantorengesang, vielleicht an den Festtagen auch ein instrumentales Intermezzo aber eben keine große Messe mit Orchester und Solisten. Die Notenwarte haben bereits sämtliche Osternoten wieder ins Archiv gebracht, und es herrscht eine unschöne Stille im Haus der Dommusik.

Redaktion:

Die Aufführung von Haydn’s Schöpfung Mitte Mai ist einer der großen Programmhöhepunkte in diesem Jahr. Ob der Termin stattfinden kann, ist sicherlich derzeit noch nicht abzusehen. Aber wie können sich die Sängerinnen und Sänger der Domkantorei überhaupt auf ein so großes Konzert vorbereiten, wenn keine Proben stattfinden?

Thomas Berning:

Ich gehe mittlerweile nicht mehr davon aus, dass Mitte Mai derart große Versammlungen wieder erlaubt sind. Mit dem Chor hätten wir es auch mit wenig Proben hinbekommen. Die Kantorei ist sehr leistungsfähig und hat schon in den ersten Proben wenige Probleme mit dem Werk gehabt. Mit viel Glück finden wir womöglich einen Termin, bald nachdem es wieder erlaubt sein wird. Als Dankkonzert für die dann hoffentlich überwundene Pandemie fände ich die „Schöpfung“ sehr passend!

“Wenn Meldungen kommen,

ist immer davon die Rede,

wie sehr der Gesang

und die Vorfreude auf die Ostertage allen fehlt.”

Domkapellmeister Thomas Berning

Redaktion:

Der Unterrichtsbetrieb ruht auch für die Nachwuchssänger, dem Domchor und der Mädchenkantorei. Wie haben die Eltern und vor allem die Sängerinnen und Sänger reagiert?

Thomas Berning:

Da ist viel Enttäuschung zu spüren. Natürlich sind alle zunächst mit den grundlegenden Dingen des neuen Alltags beschäftigt, aber wenn Meldungen kommen, ist immer davon die Rede, wie sehr der Gesang und die Vorfreude auf die Ostertage allen fehlt.

Redaktion:

Wie können sich Sängerinnen und Sänger im Gesang selbst fit halten? Gibt es so eine Art Hausaufgaben? Haben Sie Tipps, wie die Stimme im Selbstunterricht “geschmeidig” bleibt?

Thomas Berning:

Ich muss zugeben, dass mir selbst in diesen Tagen nach Singen kaum zumute ist. Einer meiner jungen Sänger stellte mir genau diese Frage und wünschte sich Noten von Chorstücken. Das finde ich toll. Gerade die Kinderstimme kommt mit wenig „Einsingen“ aus. In den Proben machen wir das auch vor allem unter dem Aspekt der stimmlichen Ausbildung und des „Bewusst-Werdens“ von Abläufen. Ich freue mich, wenn die Sängerinnen und Sänger ihre Lieder und Motetten vermissen. Da werden wir sicher eine Möglichkeit schaffen, Zugriff auf einige frei zugängliche Werke online zu erlangen.

Redaktion:

Die Vorsichtsmaßnahmen sorgen auch für eine Entschleunigung. Finden Sie in diesen schwierigen Zeiten auch Entspannung oder neue Kraft?

Thomas Berning:

Es ist für mich der einzige Weg, dieser Zeit etwas Positives abzugewinnen. Und es kommt zu einer Zeit, in der die Dommusik nach den großen Aufgaben der letzten Jahre – zuletzt das große Chorfestival 2019 – auch einmal verschnaufen darf. Daher beteilige ich mich auch nicht an der Jagd nach den originellsten Möglichkeiten für chorische Online-Angebote, die im Netz gerade anläuft.

Chorsingen geht nicht am Computer, es braucht die Gemeinschaft und die echte Präsenz.

Ich spüre, dass nach ersten Schock-Tagen auch bei mir wieder kreative Gedanken blühen. Die werde ich aber auf die Zukunft richten, wenn wir wieder Leben im Haus der Dommusik haben. Es gibt viele Langzeit-Ideen, die wir im Team haben und die wir bisher immer vor uns her geschoben haben. Da geht es um die Verschriftlichung unserer Chorschulungs-Methodik. Hier besteht nun die Chance, weiter zu kommen, und damit beschäftigen wir uns jetzt.

Ich persönlich bin gerade gefragt worden, ein Chorstück über Worte von Niels Stensen zu schreiben. Auf diese Aufgabe freue ich mich auch in diesen Tagen.

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