Es sei schon irgendwie kurios, dass sich in den vergangenen Wochen und Monaten öfters die Frage ergeben habe, wie lange sie in ihrem Beruf tätig sei. „Tatsächlich ist das ein Thema für mich“, sagt Esther Göcke. Denn in den letzten Jahren habe sich viel verändert. Durch die größeren pastoralen Räume, die aktuellen Themen in der Kirche und die Jugend selbst und deren Lebenswirklichkeit. All das habe eben auch ihre Arbeit verändert. „Neulich ist ein Mädchen auf mich zugekommen, das mit Zukunftsfragen rang, nicht wusste, wo der Weg hingehen soll. Die Frage hat mich früher auch beschäftigt, da kann ich andocken. Aber da gibt es noch die andere Seite. Jugendliche ticken heute anders, haben andere Werte, Bilder, Vorstellungen.“
Ein Grund mehr als zehn Euro von der Oma
Esther Göcke hat Sozialpädagogik an der Katholischen Fachhochschule in Paderborn studiert. Wollte in ihrem Beruf mit Menschen arbeiten. Dadurch, dass sie schon immer in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv war und vielleicht auch, weil es der Zufall ein bisschen so wollte, wurde sie Dekanatsreferentin für Jugend und Familie. Zunächst im Dekanat Elspe. Dann im Dekanat Südsauerland, das 2006 aus den Dekanaten Elspe, Attendorn und Olpe entstand und deckungsgleich ist mit dem Kreis Olpe. Hier sind 62 Pfarrgemeinden in sieben Pastoralverbünden zusammengeschlossen.
In Zeiten, in denen pastorales Personal genauso weniger werde wie diejenigen, die Interesse an kirchlicher Jugendarbeit hätten, seien Stellen wie ihre als „Anlaufstellen mit Fokus“ unverzichtbar, sagt Esther Göcke. „Jugend muss in der Kirche eine Stimme haben. Wenn sie wegbricht, ist die Zukunft der Kirche weg“, sorgt sie sich darum, Jugend heute wirklich zu erreichen. „Ich sehe uns als Anwälte und Lobbyisten, die sagen: Hey, es darf nicht nur geschaut werden, ob die Pfarrgemeinderäte und andere Gremien besetzt werden, wir müssen sehen, wie wir einen Zugang zur Jugend bekommen.“
Gerade in ländlichen Räumen wie dem Kreis Olpe gelte es, die Chancen zu nutzen. Hier sei die Kirchenbindung ungleich größer als beispielsweise in säkularisierten Städten. Die meisten Jugendlichen beispielsweise gingen noch zur Firmung, sei es wegen der zehn Euro von der Oma oder einfach nur, weil man dazu gehören wolle. „Trotz aller Strömungen bin ich sicher, dass es die Sehnsucht nach Orientierung und Eingebundensein gibt. Und punktuell gelingt es uns auch, junge Menschen für Glauben und Kirche zu gewinnen. Die Frage, die wir uns immer wieder stellen müssen, ist: Wie können wir gestalten, dass es für Mitarbeiter wie für die Jugend leistbar ist und so anspricht, dass der Funke überspringt.“