logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower

“Bei sich selbst zu Hause sein”

Interview mit Abt Aloysius Althaus OSB zum "Corona-Virus", Leben in der Abtei und Sorge vor Einsamkeit.

Interview mit Abt Aloysius Althaus OSB wie die Benediktiner mit Einsamkeit umgehen

Am 21. März feiert die benediktinische Welt das Hochfest des “Transitus” des hl. Benedikt, seines Hinübergangs in die Ewigkeit. Aufgrund des Corona-Virus musste die Feierlichkeit in der Abtei Königsmünster in Meschede für die Öffentlichkeit ausfallen.

Der Corona-Virus sorgt für Einschränkungen des Lebens. Um das Bemühen den Virus weitestgehend einzuschränken, sollen Kontakte vermieden werden. Viele Menschen befürchten ein Leben in Einsamkeit.

Mönche entscheiden sich generell für ein Leben in Abgeschiedenheit.  Abt Aloysius Althaus OSB gibt im Gespräch mit Redakteur Ronald Pfaff Einblicke in das Klosterleben, persönlichen Erfahrungen und Hoffnungen nach den Regeln des Ordensgründers.

Prolog des Heiligen Benedikt

Einleitend beginnt Abt Aloysius mit den Worten aus dem Prolog der Benediktsregel:

Dann richte ich meine Augen auf euch und höre eure Gebete, und noch ehe ihr mich anruft, sage ich zu euch: „Hier bin ich!“

Was könnte uns willkommener sein als diese Stimme des Herrn, der uns einlädt? Sehr doch, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg zum Leben. Wir wollen unter der Führung des Evangeliums die Wege gehen, die der Herr uns zeigt.   (RB, Prolog 18,19,20 + 21b )

“Trostvolle Worte in diesen Tagen der Corona-Pandemie, nicht nur für mich als Benediktiner, sondern für alle Menschen weltweit. Wir sind aufgehoben im Blickfeld unseres Gottes. Hier bin ich! Ich bin bei euch! Er ist an unserer Seite und somit auf unserem Lebensweg gegenwärtig”, so der Abt.

Redaktion:

Sehr geehrter Abt der Corona-Virus beeinträchtigt unser Leben massiv. Die Kanzlerin spricht von der größten Krise in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Wie beeinflusst diese Krise ihre Abtei?

Abt Aloysius:

Es ist bedrückend, dass durch die Corona- Pandemie unser Klosterberg äußerlich „verwaist“ ist. Das Gymnasium, die Mensa und der Abteiladen sind geschlossen. Unsere Gaststätte, die OASE, das Haus der Stille und unser Klausurgastbereich sind menschenleer. Die Gottesdienste und Gebetszeiten feiern wir ohne Gäste. Ein gravierender Einschnitt, da sonst das Leben, in bunter Vielfalt, auf dem Klosterberg pulsierte.

Redaktion:

Was ändert sich im Tagesablauf für die Mönche?

Abt Aloysius:

Unseren klösterlicher Tagesablauf halten wir aufrecht: 6.30 Uhr Morgenhore, 12.15 Uhr Mittagshore, 17.45 Uhr Konventamt und Vesper, 19.40 Uhr Komplet. Unsere Abteikirche ist zwischen 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet und somit finden Menschen hier weiterhin einen Ort der Stille und des persönlichen Gebets.

Für seelsorgliche Gespräche stehen Mitbrüder zur Verfügung. Auf unserer Homepage veröffentlichen wir die Sonntagspredigten und Fastenimpulse, so dass auf diesem Weg die Herzen der Menschen „Nahrung“ geschenkt bekommen und die Verbindung zu unserer Gemeinschaft aufrechterhalten bleibt.

Redaktion:

Gastfreundschaft zeichnet die Benediktiner aus. Alle Empfehlungen sagen keine “sozialen Kontakte”. Wie gehen Sie mit dieser Einschränkung um?

Abt Aloysius:

Soziale Kontakte: Natürlich auch ein Einschnitt, aber im Zeitalter der „Neuen Medien“ keine große Einbuße.

Ich bin mit meiner Familie, Freunden und Bekannten im Kontakt. Telefonate, Briefe und die bewusste Gebetsbegleitung. Ich halte es für unbedingt wichtig, jedem Tag eine feste Struktur zu geben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zum Austausch in unserer klösterlichen  Gemeinschaft.

Redaktion:

Wenn gleich die Benediktiner gastfreundlich sind, so gehört zum Leben der Mönche auch ein “Leben in Abgeschiedenheit”. Wie lebt es sich ein Stück isoliert?

Abt Aloysius:

Für uns Mönche ist die Pflege des persönlichen Gebetes, die Schriftlesung und die Meditation eine wertvolle Hilfe, um die persönliche Beziehung auf Gott hin zu vertiefen. Gerne sage ich in Gesprächen:  „Seien sie gut zu sich“ oder zitiere Dietrich Bonhoeffer: „Bedenke, dass du eine Seele hast“.

“Somit möchte ich Sie ermutigen,

 

die „Herzensfreude“ nicht zu verlieren.

 

Lassen Sie Ihre Charismen nicht versiegen.”

 

Abt Aloysius Althaus OSB

Redaktion:

Was waren Ihre Gründe, Mönch zu werden?

Abt Aloysius:

Ich habe den oben genannten Prolog des Heiligen Benedikt in meinem bisherigen Leben mehrfach erfahren, gerade in der Zeit meiner Suche nach einer Geistlichen Gemeinschaft, bis ich mich schließlich für die Benediktiner in der Abtei Königsmünster entschieden habe.

1988 bin ich in die Abtei Königsmünster eingetreten und habe mich 1992 durch die Feierliche Profess an Gott und die Gemeinschaft der Mönche gebunden.

Lebensform der Zufriedenheit

Die benediktinische Lebensform mit ihrer Liebe zur Liturgie, der Feier des Stundengebetes, der Gastfreundschaft und den unterschiedlichen Aufgabenbereichen erfüllen mich bis heute mit Zufriedenheit. In der Profess geloben wir Mönche Klösterlichen Lebenswandel, Gehorsam und Stabilität. Unsere Gemeinschaft gehört zur Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien und somit haben wir auch einen missionarischen Auftrag.

Redaktion:

Gibt es Momente, wo sie sich einsam fühlen?

Abt Aloysius:

Das Wort – Einsamkeit – hat in meinem Alltag kein großes Gewicht. Wertvoller für mich: Habitare secum – Bei sich selbst zu Hause sein.

Redaktion:

Welchen Rat können Sie Menschen geben, die durch die aktuelle Situation plötzlich abgeschirmt von ihren Mitmenschen leben müssen? Menschen, die einsam in Quaräntäne verbringen? Menschen, die gewohnten Besuch nicht mehr empfangen dürfen?

Abt Aloysius:

Ich möchte Sie ermutigen, die „Herzensfreude“ nicht zu verlieren. Lassen Sie Ihre Charismen nicht versiegen.

Ein Wort Johannes XXIII. beinhaltet Ermutigung:

Nur für heute – keine Angst haben“

Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist, um an die Güte zu glauben.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft, Segen und Besonnenheit. Ich werde Ihrer im Gebet gedenken.

Weitere Einträge

Unser Glaube Vertrauen. Neugierde. Hoffnung.

Was Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz aus seinen ersten Wochen im Amt lernt
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Schäfer Andreas Eisenbarth (Schäferei Bethel) und seine Lämmer

Unser Glaube „Schafe hüten macht nicht reich, aber sehr zufrieden“

Nicht nur seinen Tagesablauf richtet Schäfer Andreas Eisenbarth an seinen Schafen aus, auch den Jahresrhythmus geben sie vor. Und dabei ist Ostern für die Tiere und ihn eine ganz besondere Zeit
© Barbara Vielhaber-Hitzegrad / Grundschule Dinschede
"Ich finde, dass Toleranz bedeutet, dass man einen anderen Menschen so akzeptiert, wie er ist. Er kann eine andere Meinung haben oder anders aussehen. Alle Menschen sind gleich viel wert. Das heißt für mich Toleranz." Mats, 9 Jahre

Unser Glaube Nie wieder ist jetzt

Die Grundschule Dinschede in Arnsberg-Oeventrop, eine städtische katholische Bekenntnisgrundschule, hat ein beeindruckendes Toleranzprojekt auf die Beine gestellt – politische Bildung in der vierten Klasse funktioniert!
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit