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Unser Glaube
02. September 2021
Rheda-Wiedenbrück

Auf Leben und Tod

Andreas Junker engagiert sich ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz in Rheda-Wiedenbrück

Es gibt immer wieder Samstage, da schläft Andreas Junker nachts nicht wie gewohnt. Nicht, weil er nicht zuhause schläft. Sondern weil er und seine Kolleginnen und Kollegen in jedem Moment über einen Funkmelder alarmiert werden könnten. Ein Herzinfarkt oder Schlaganfall, vielleicht auch wegen eines Brandes, bei dem Menschen in Lebensgefahr geraten. Nur eines ist sicher: Im Normalfall muss das Team auf der Rettungswache schnell reagieren. Manchmal geht es nämlich im wahrsten Sinn um Leben und Tod. Minuten, vielleicht sogar Sekunden können entscheidend sein.

Wenn Andreas Junker, 28 Jahre alt, von seinen Einsätzen beim Deutschen Roten Kreuz erzählt, wirkt er gefasst. „Wir Einsatzkräfte müssen darauf achten, dass wir uns nicht zu stark in die Schicksale der Menschen hineindenken“, sagt er. Aber: „Empathie, mitfühlen und Anteilnahme zeigen, wo es nötig ist“, das gehöre selbstverständlich immer dazu. Und ist für den jungen Mann auch ein zentraler Antrieb. Die Menschen sind ihm wichtig, das betont Andreas Junker immer wieder. Warum er nun seit 2009 beim DRK in Rheda-Wiedenbrück ehrenamtlich aktiv ist? Seine Antwort kommt so schnell, wie der Adrenalinspiegel in ihm steigt, wenn der Alarm losgeht: „Ich will helfen.“

Wegbegleiter in der Seelsorge

Der Ausgangspunkt für Andreas Junkers Engagement liegt im Schulsanitätsdienst, der vom DRK an seiner Realschule in Rheda-Wiedenbrück unterstützt wurde. Aus der Neugierde, mal in einen Rettungswagen schauen zu können und etwas Neues auszuprobieren, wurde schnell der Wille, für andere Menschen da zu sein. Nicht irgendwie, sondern qualifiziert. „Wenn ich Anderen helfe, dann will ich das auch richtig machen“, sagt Andreas Junker. 2010 machte er schließlich einen Sanitätskurs beim DRK, seitdem ist er als Sanitätshelfer ehrenamtlich im Einsatz. Bei Sanitätsdiensten zu Stadtfesten, Schützenfesten oder eben unterstützend bei der 24-Stunden-Wache an Samstagen.

400.000 Menschen sind deutschlandweit ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz aktiv. Für sie alle steht zwar Unparteilichkeit und Neutralität in den Grundsätzen, dennoch gebe es immer wieder Berührungspunkte zwischen der Tätigkeit und seinem Glauben, sagt Andreas Junker. Der 28-Jährige, selbst Gemeindereferent im pastoralen Raum Gütersloh, will ein „guter Wegbegleiter in der Seelsorge“ sein. „Wenn es um den schmerzvollen Tod eines Angehörigen oder andere schlimme, teils traumatische, Erlebnisse geht, müssen aber auch wir an die Notfallseelsorger verweisen.“

„Nächstenliebe ist ganz vorne mit dabei“

Die Rangfolge im Sanitätsdienst: Angefangen beim Ersthelfer, geht es über den Sanitätshelfer und den Rettungssanitäter zum Notfallsanitäter. Bei der 24-Stunden-Wache wirkt Andreas Junker deshalb eher unterstützend für Notfall- und Rettungssanitäter. „Es gibt bei diesen Einsätzen eben Situationen, da muss medizinisch viel geleistet werden. Da bin ich dann eher im Hintergrund und helfe im Rahmen meiner Möglichkeiten und Kompetenzen mit. Dinge wie Blutdruckmessen, EKG-Elektroden kleben, Medikamente anreichen im Beisein der Kollegen gehören dazu.“ An manchen Samstagen fährt der Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes von der Rettungswache nur einmal los, manchmal aber auch fast stündlich.

Die Menschen, mal schwerer oder leichter verletzt, zu versorgen, ist das eine. Bei den Einsätzen geht es aber oft auch um innere Wunden: Leid, Trauer, Verzweiflung,  -Wunden, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Bei denen Andreas Junker aber auch helfen möchte. „Ich will für die Menschen da sein, egal welche Hilfe sie benötigen“, beschreibt er. Die diakonische Fürsorge, die Arbeit mit Menschen, das Unterstützen und Da-Sein – „die Nächstenliebe ist in meiner Arbeit beim DRK ganz vorne mit dabei“, so Andreas Junker. Menschen bräuchten oft jemanden, dem sie etwas erzählen können.

Ehrenamt beim DRK hat Parallelen zur Arbeit als Gemeindereferent

Wie sehr sein christliches Grundverständnis in das DRK-Ehrenamt einfließt, macht ein Satz von Andreas Junker deutlich, den er etwas nebensächlich sagt und der dadurch eine Selbstverständlichkeit bekommt: „Ich lasse den Menschen Mensch sein.“ Den Gegenüber so anzunehmen, wie er ist, und einfach Wegbegleiter zu sein.

Auf einem älteren Plakat im DRK-Zentrum in Rheda-Wiedenbrück steht ein Spruch. „Aus Liebe zum Menschen“. Das beschreibe es passend, so Andreas Junker, für den der Glaube in seinem Leben schon immer gegenwärtig war – von Kirchenbesuchen mit der Großmutter bis zur heutigen Aufgabe als Gemeindereferent. „Aus der Liebe heraus zu handeln, genau deshalb engagiere ich mich als Sanitätshelfer.“

Was die Auseinandersetzung mit Leben und Tod mit ihm persönlich macht? Er sei nicht unbedingt vorsichtiger geworden, sagt Andreas Junker. „Aber das eine oder andere Mal genieße ich das Leben vielleicht noch mehr.“

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