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Erzbistum Paderborn
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Unser Glaube
21. Oktober 2019

Auf eine Kaffeelänge mit…

... Alexandros Sarmas

… Alexandros Sarmas

Heute beginnen wir mit unserer wöchentlichen Serie „Auf eine Kaffeelänge mit…“. In dieser Serie treffen wir uns auf einen Kaffee mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn und sprechen mit ihr während eines Spaziergangs über Themen, die den Alltag des jeweiligen Gesprächspartners bewegen. Dabei können die Personen in ganz unterschiedlichen Beziehungen zum Erzbistum stehen oder lediglich ihren Wohnsitz im Bereich des Erzbistums haben. Die einzige Vorgabe der Serie ist: die Unterhaltung endet, sobald der Kaffeebecher ausgetrunken ist.

Für unser erstes Gespräch haben wir Alexandros Sarmas getroffen, Referent des Hohen Domes und Deutsch- und Religionslehrer am Gymnasium St. Michael:

Redaktion

Herr Sarmas, welchen Platz nimmt Religion heutzutage im Leben von Schülerinnen und Schülern überhaupt noch ein?

Alexandros Sarmas

Das ist natürlich sehr unterschiedlich, aber sie nimmt oft einen viel größeren Platz ein als den Schülerinnen und Schülern bewusst ist. Oft habe ich Jugendliche im Unterricht, die sagen: „Ich glaube an gar nichts“, weil sie Fragen nach dem ewigen Leben beispielsweise nicht beantworten, nicht fassen können. Fragen dieser Art sind rational auch nicht erklärbar. Aber wenn wir im Unterricht tiefer in die Themen einsteigen, die Schülerinnen und Schüler anfangen sich ihre eigenen Gedanken zu machen, erkennen sie oft staunend, dass ihnen religiöse Themen näher sind als sie dachten.

Redaktion

Bei welchen Inhalten ist dies zum Beispiel so?

Alexandros Sarmas

Wenn wir uns im Unterricht die Bibel anschauen, liegt vor den Jugendlichen zu Beginn ein Buch mit Geschichten, die vor 2.000 Jahren geschrieben worden sind. Im Laufe der Unterrichtsstunde beleuchten wir aber die Geschichten, schauen uns an zu welcher Zeit, unter welchen Umständen oder von wem sie eigentlich geschrieben worden sind. Dann erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass viele Inhalte auch für unsere heutige Zeit noch gelten. Themen wie Mobbing finden sich bereits in der Bibel wieder. Und plötzlich erscheinen die Texte in einem ganz anderen Licht und die ist Bibel nicht mehr 2.000 Jahre alt, sondern sehr aktuell. Das ist für viele überraschend.

“Wenn wir uns im Unterricht die Bibel anschauen, liegt vor den Jugendlichen zu Beginn ein Buch mit Geschichten, die vor 2.000 Jahren geschrieben worden sind. Im Laufe der Unterrichtsstunde beleuchten wir aber die Geschichten, schauen uns an zu welcher Zeit, unter welchen Umständen oder von wem sie eigentlich geschrieben worden sind. Und plötzlich erscheinen die Texte in einem ganz anderen Licht und die ist Bibel nicht mehr 2.000 Jahre alt, sondern sehr aktuell.”

Redaktion

Haben Sie auch mit Vorurteilen zu kämpfen?

Alexandros Sarmas

Oftmals begegnet mir eine Mischung aus Vorurteilen und Halbwissen. Wenn die Jugendlichen hören, dass Priester Smartphones besitzen, sind viele erstaunt. Die katholische Kirche sei doch alt, werfen manche Schülerinnen und Schüler dann ein. An diesem Punkt kann ich aber wunderbar ansetzen und fragen, was sie denn mit der Katholischen Kirche konkret meinen. Ob sie nun die Institution, die Leute, die dort arbeiten, die Geistlichen, oder das Kirchen-Gebäude an sich meinen. So konkret haben sich wenig der Heranwachsenden bisher Gedanken gemacht.

Redaktion

Sind denn Schülerinnen und Schüler heutzutage überhaupt noch religiös?

Alexandros Sarmas

Selbstverständlich. Ich erlebe regelmäßig Jugendliche, die im Religionsunterricht staunend neue Erkenntnisse gewinnen. Zum Beispiel, wenn ihnen bewusst wird, dass man nicht nur gläubig ist, wenn man jeden Sonntag in die Kirche geht.

In jüngeren Jahrgängen lasse ich zu Beginn des Schuljahres gerne einen besonderen Steckbrief ausfüllen, der Fragen enthält wie: Bin ich religiös? Gehe ich oft die Kirche? Fragen, die nicht immer konkret zu beantworten sind, sodass schnell die Rückfrage kommt, was ich denn mit religiös meinen würde. Und schon sind wir direkt im Thema, was Religiosität im Leben eines jeden Einzelnen bedeutet. Bin ich nur religiös, wenn ich jeden Sonntag einen Gottesdienst besuche oder kann ich auch von Zuhause aus religiös sein?

Redaktion

Also sind Sie der Meinung, dass Religion nach wie vor einen zentralen Platz im Stundenplan einnehmen sollte?

Alexandros Sarmas

Auf jeden Fall. Religionsunterricht kann Schülerinnen und Schülern in ihren persönlichen Lebenslagen unmittelbar abholen. Sie sind gerade erst dabei ihre eigene Persönlichkeit zu entfalten und offen für verschiedene Sichtweisen. Die Aufgabe des Lehrenden ist es meiner Meinung nach, den Heranwachsenden die Möglichkeit zu geben, sich einzubringen, ihre eigenen Gedanken äußern zu dürfen, zwischen Gut und Schlecht abzuwägen. Wichtig für mich ist, wenn die Jugendlichen am Ende erkennen, dann ich an die Kirche, an Gott, glauben kann, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin.

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