In der ersten Nachkriegszeit sind zwischen 30 und 40 Millionen Menschen in Mitteleuropa unterwegs
Nach dem Zweiten Weltkrieg stehen die Alliierten in Deutschland vor großen Aufgaben: Wehrmachtssoldaten gehen in Kriegsgefangenschaft, ausländische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die im Nationalsozialismus interniert waren, wollen schnell nach Hause. Kriegsflüchtlinge sind aus den deutschen Ostgebieten vor den russischen Truppen in den Westen geflohen. Ihnen folgt die zweite Welle der Heimatvertriebenen, die von den tschechischen und polnischen Behörden aus ihren Dörfern und Städten vertrieben worden sind. Viele Kinder, die vor dem Bombenkrieg aus den Städten aufs Land evakuiert worden waren, ziehen auf eigene Faust los und suchen ihre Eltern. Schätzungen zufolge sind in der ersten Nachkriegszeit zwischen 30 und 40 Millionen Menschen in Mitteleuropa unterwegs – und das bei zerbombten Städten, zerstörten Eisenbahnlinien und einer schlechten Ernährungslage.
500 Menschen aus Hemmersdorf in Schlesien
Ein Teil in diesem „Strudel“ sind 500 Menschen aus Hemmersdorf in Schlesien. Sie sind in ihrer Heimat geblieben, bis sie 1946 die Anweisung der neuen polnischen Führung erhalten, am nächsten Tag den Ort zu verlassen. Die polnische Kommandantur bestimmt Pfarrer Herbert Mischkowsky zum Anführer des Trecks. Ein Güterzug bringt die Menschen nach Marienborn nahe Helmstedt, wo die Vertriebenen aufgeteilt werden. Ein Teil landet in Friesland, ein anderer im Harz, das Gros im Raum Bielefeld.