Rassismus ist nicht immer von der Absicht her zu definieren, sondern von der Wirkung wie es beim Betroffenen ankommt. Ich muss nicht offensiv beleidigt oder angegriffen werden. Es sind die kleinen Situationen im Alltag, in denen ich das Gefühl habe anders zu sein, anders behandelt zu werden. Situationen, in denen sich Personen plötzlich nicht mehr so frei verhalten wie zuvor.
Eine ganz typische Situation ist zum Beispiel, wenn ich im Supermarkt einkaufe und an der Kasse mit EC-Karte bezahlen möchte. Hat die Kassiererin alle anderen Kunden, die zuvor mit Karte bezahlt haben, keines weiteren Blickes gewürdigt, so schaut sie sich meine EC-Karte besonders genau an. Ich merke deutlich, wie sie prüft, ob die Unterschrift identisch ist und ob die Unterschrift zum Namen passt. So vermittelt sie mir unterschwellig, dass sie Zweifel an der Richtigkeit der Daten hat, ich spüre deutlich, wie sie mir misstraut.
Ähnlich fühle ich mich, wenn ich in einen Aufzug steige und Personen, die bereits im Aufzug sind, ihre Handtaschen enger an sich ziehen. Oder wenn ich einen Raum betrete und Gespräche verstummen. Alltags-Rassismus passiert dort, wo die Menschen, die den Rassismus erfahren, sich nicht mehr wohlfühlen und dabei ist es ganz egal, ob das Verhalten bewusst oder unbewusst geschieht.