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2020: Kein verpasstes Jahr

Das Fest Christkönig lenkt den Blick darauf, wie es der Jugend inmitten der zweiten Corona-Welle geht

Das Fest Christkönig lenkt den Blick darauf, wie es der Jugend inmitten der zweiten Corona-Welle geht

Fühlt sich so Studieren an? Zehn Minuten vor Vorlesungsbeginn aufstehen, Laptop aufklappen und auf geht’s. Die Studienstadt? Pulsiert nicht mehr. Der Campus? Leergefegt. Neue Leute kennenlernen? Kompliziert wie nie zuvor. So erleben es Thomas Klon und Josefa Reincke. Thomas Klon, aus Welver im Kreis Soest, studiert im dritten Semester Wirtschaft und Recht in Münster. Josefa Reincke, aus Nörde im Kreis Höxter, studiert im ersten Semester Kommunikationswissenschaften und Soziologie in Bamberg.

Von einem verpassten Jahr 2020 möchten beide nicht sprechen, dabei lief für sie fast nichts so, wie es laufen sollte. Bei Josefa Reincke war es so, dass sie nach dem Abitur im Jahr 2019 erstmal auf Reisen ging. Vor dem Studienstart im Wintersemester 2020/21 wollte sie als Bufdi an der Landvolkshochschule Hardehausen arbeiten und als Praktikantin bei Radio Hochstift journalistische Erfahrung sammeln. Der Bundesfreiwilligendienst wurde abgebrochen, das Praktikum gestrichen. Nun sitzt sie in Bamberg, in einer fremden Stadt, ohne Chance, Kontakt zu ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen aufzubauen.

Die Geschichte von Josefa Reincke zeigt, wie sehr die Jugend im Corona-Jahr 2020 Verantwortung für den eigenen und den Infektionsschutz der Älteren und damit zugleich eine Last trägt. „Die Einschränkungen entsprechen nicht dem Lebensgefühl von jungen Menschen, die wollen die Welt bereisen, rausgehen, feiern. Das geht alles nicht“, sagt Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder.

Christkönig – ein junges Fest

Nun, am letzten Sonntag vor der Adventszeit, feiert die Kirche Christkönig. Ein junges Fest und ein Fest der Jugend. Eingeführt wurde es von Papst Pius XI. im Jahr 1925. Hintergrund war eine Friedensbotschaft: Das Fest Christkönig sollte Christen dazu motivieren, mit Christus als König eine friedfertige Gesellschaftsordnung aufzubauen. Besonders bei der Jugend kam die Botschaft an. Zu Zeiten des Nationalsozialismus gingen in Deutschland an Christkönig mancherorts besonders mutige junge Katholikinnen und Katholiken auf die Straßen, um gegen das Hitler-Regime und für Jesus Christus als wahren Herrn zu protestieren.

Was bedeutet Christkönig heute? Wie lässt sich das Fest der Jugend in der zweiten Corona-Welle mit Bedeutung aufladen? Am besten stellt man diese Fragen Stephan Schröder, der als Diözesanjugendpfarrer besonders die Jugend im Blick hat. „Christkönig kann bedeuten, dass wir an dem Reich Gottes mitarbeiten können. Christus erwartet, dass wir das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Barmherzigkeit mit aufbauen“, sagt Schröder.

Alternative Fließbandarbeit

„Das Coronavirus“, erzählt Josefa Reincke, „hat meine Jahresplanung durcheinandergewirbelt“. Als der Bundesfreiwilligendienst abgebrochen und das Praktikum abgesagt wurde, wusste sie nicht, was bis zum Studienstart im November überhaupt noch kommen sollte. Rückblickend spricht sie von „Unsicherheit“ und dass die Zeit „so dahingeplätschert“ sei.

Als Alternative tat sich ein Fabrikjob auf, bei dem sie Mund-Nasen-Schutze nähte. „Fließbandarbeit“, sagt Josefa, „da habe ich den ganzen Tag an der Nähmaschine gesessen.“ Ihre Suche nach einem Praktikum mündete in der Lokalredaktion des Westfalenblatts in Warburg. Trotzdem sagt sie: „Ich habe das Gefühl, dass das Jahr extrem schnell vorbeigegangen ist, weil nicht so viele besondere Dinge passiert sind“.

„So dahingeplätschert“

Festivals, Volksfeste, Sportevents – alle Großveranstaltungen, bei denen junge Menschen etwas Einzigartiges erleben, neue Leute kennenlernen und die Sau rauslassen konnten, wurden gestrichen. Statt in Discos oder Schützenhallen verlagerten sich Partys nach draußen oder in private Räume. Dazu waren im Lockdown des Frühjahrs alle Sportvereine, Spielplätze und Jugendtreffs dicht. Viele Jugendliche fühlten sich in dieser Zeit auf ihre Rolle als Schülerinnen und Schüler, die betreut werden müssen, reduziert.

Josefa Reincke erzählt, dass sie es besonders vermisst hat, auf Partys sich aus ihrer gewohnten Clique zu lösen und mit anderen Menschen zu reden. „Im Sommer hat sich immer die gleiche Gruppe getroffen“, sagt sie. Auch bei der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in Nörde lief weniger als normal. Eine Schatzsuche, die sie mit dem Vorstand der KLJB organisierte, sei noch das spannendste gewesen.

Was geht? Nicht so viel.

Was geht noch? Wie kann die Gruppe vor Ort am Leben gehalten werden? Die Fragen kennt auch Thomas Klon. Er studiert in Münster und engagiert sich in seiner Heimatgemeinde in Welver im Kreis Soest als Messdienerleiter. Während des Lockdowns im Frühjahr schickte die Leiterrunde jeden Tag eine Aufgabe per WhatsApp an die Kinder und Jugendlichen, die sich dafür angemeldet haben. Am Ende des Tages kamen 20 bis 30 Nachrichten mit den Ergebnissen zurück. In den Sommerferien gestalteten sie in der ersten und letzten Woche jeden Tag eine Aktion, wieder mit hoher Beteiligung.

Nun, zum Start des Wintersemesters, sitzt Thomas Klon in Münster vor dem PC und hört die Vorlesungen. Der persönliche Kontakt zu den Kommilitonen, das Feeling, in einer pulsierenden Stadt zu wohnen – all das fällt weg. Auf die Frage, was momentan so los ist, antwortet er „nicht so viel“ und zuckt mit den Schultern. Vor einem Monat ist er 21 Jahre alt geworden. Dass er seinen Geburtstag gefeiert hat, kann man so nicht sagen. Nur ein paar Verwandte und Freunde seien zu Besuch gewesen.

Was tun mit der neugewonnen Zeit?

Wenn Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder das Stichwort Corona hört, denkt er als erstes an Einschränkungen. Er sagt: „Der Verzicht ist für viele junge Menschen in diesem Ausmaß neu. Sie wollen eigentlich aus dem Vollen schöpfen – da können die Einschränkungen dabei helfen, das Leben anders wahrzunehmen.“ Wer verzichtet, gewinnt auch etwas. Am offensichtlichsten: Zeit. Für sich selbst, um Dinge zu tun, die sonst unter den Tisch fallen, um etwas zu entdecken, das dem Leben eine neue Qualität geben kann.

Thomas Klon erzählt, wie sich in der Corona-Zeit mit Gesprächen über das Tagesevangelium per Skype und Livestream-Gottesdiensten neue Chancen für sein Glaubensleben eröffnet haben. Außerdem falle sein Abendgebet jetzt intensiver aus. Dagegen muss Josefa Reincke feststellen, dass sie eher davon abgehalten wurde, ihren Glauben zu leben. „Glauben bedeutet für mich Gemeinschaft“, sagt sie. Dann zählt sie Gottesdienste und Veranstaltungen auf, die abgesagt wurden.

Nun ist mit dem Lockdown light im November wieder eine äußere Ruhe eingezogen. Wer weiß, wie lange noch. Stephan Schröder sieht darin auch eine Chance, zu sich und zu Gott zu kommen. Damit aus der äußeren auch innere Ruhe wird. „Manchmal“, sagt der Diözesanjugendpfarrer, „wird man wie ein Hamster im Rad von Terminen getrieben und hat nicht die Zeit, über Gott und die Welt nachzudenken.“ Christkönig 2020 könne die Jugend dazu motivieren, die Welt besser zu hinterlassen, als man sie vorgefunden hat. „Dabei setzt Christus andere Maßstäbe als diese Welt“, sagt Schröder. „Nämlich Liebe, Nächstenliebe, für Menschen in Not da zu sein und auf die Menschen am Rand zuzugehen.“ Das funktioniert auch mit Maske und anderthalb Metern Abstand.

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