Ein Jahr zuvor sei er mit den Seminaristen des Priesterseminars noch zu Besuch im Bistum Magdeburg gewesen. Da habe er schon gespürt, dass etwas in der Luft lag. Eine Atmosphäre der Veränderung habe er wahrgenommen. „Und ich weiß noch von damaligen Besuchen bei Berliner Theologen vor der Wende, dass in der DDR beim Gebet ‚Engel des Herrn‘ immer der Zusatz ‚um die Einheit des Volkes‘ mitgebetet wurde.“
Als junger Priester beschäftigte Heinrich Schmidt nicht nur die staatliche Einheit, sondern auch die Entwicklung des Erzbistums Paderborn. Seit alters her stehen Paderborn und Magdeburg in enger Verbundenheit. Nach dem Krieg wurden Weihbischöfe aus Paderborn in das Amt des Bischöflichen Kommissars in Magdeburg eingesetzt: Wilhelm Weskamm (1949-1951), Friedrich Maria Rintelen (ab 1952) und Johannes Braun (ab 1970). Seit 1994 ist das Bistum Magdeburg eigenständig und als Suffragandiözese der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet. „Von Weihbischof Rintelen bin ich im übrigen 1974 gefirmt worden“, ergänzt Pfarrer Heinrich Schmidt.
Ostteil der Diözese nie fern
„Es war eine Option darüber nachzudenken, ob ich mir eine berufliche Zukunft auch im Osten vorstellen konnte. Denn als Ostteil der Diözese war mir das Land nie fern“, so Schmidt, der sich immer für die Geschehnisse in der DDR interessiert hatte und Freundschaften mit Berliner Theologen pflegte, die in Paderborn studiert hatten. „Die Transitstrecken und die Grenzübergänge zwischen Ost und West waren aber schon erschreckend.“
Bei einem seiner Besuche in Ost-Berlin kam der junge Seminarist Schmidt 1981 in Kontakt mit dem damaligen Bischof von Berlin, Joachim Kardinal Meisner, in Kontakt. „Ein Mann, der mich in seiner Art begeistert hat als Bischof zweier Systeme.“ Auch die Frage, welchen Anteil die katholische Kirche an der Einheit der beiden deutschen Staaten hatte, hat Schmidt oft beschäftigt. Er sieht die Kirche als Ideengeber, die auch Erfahrung mit dem Streben nach Einheit – der Einheit der Getauften.